Diabetes: Eine Alterserscheinung oder doch nicht?

Seit 2015 leidet Forschungspanel-Mitglied Henriette Abt (75) an Diabetes Mellitus Typ-2. Bei der gelernten Malerin und Bildhauerin begann die Erkrankung schleichend und wäre ohne eine ärztliche Routine-Untersuchung gar nicht aufgefallen. Über Facebook ist Sie auf unsere Patientengemeinschaft aufmerksam geworden und bringt sich seitdem als engagiertes Mitglied ein. In einem Telefonat hat sie uns erzählt, wie es ist mit Diabetes zu leben und weshalb sie gerne an der klinischen Forschung teilnehmen würde.

8.7 Millionen Deutsche leiden an Diabetes

Mehr als jeder 10. Deutsche Erwachsene ist an einer Form von Diabetes Mellitus erkrankt. Während Diabetes Typ-1 durch einen Mangel des Hormons Insulin verursacht wird, entsteht Diabetes Typ-2 durch eine verringerte Empfindlichkeit des Körpers für Insulin und einer gleichzeitigen Überproduktion des Hormons, was zu einer „Erschöpfung“ der insulinproduzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse führt.

Die Erkrankung beginnt meist schleichend und wird häufig bei Routine-Untersuchungen des Blutes festgestellt, so auch bei Frau Abt: „Anfangs habe ich das überhaupt nicht für voll genommen die Meldung, weil ich an mir nichts feststellen konnte. Jetzt im Laufe der Jahre stelle ich verschiedene Dinge fest. Am schlimmsten sind die Augen und das ist auch ein furchtbares Ärgernis.“

Eine Erkrankung mit vielen Folgen

Diabetes kann viele, teilweise schwere Folgeerkrankungen auslösen. Schäden an der Netzhaut, was zu leichten Sehbeschwerden bis hin zur Erblindung führen kann, kommen dabei am häufigsten vor. Darüber hinaus gibt es viele weitere Folgeerkrankungen, wie zum Beispiel der Nerven oder der Nieren.

Während Diabetes früher häufig als „Alterskrankheit“ abgestempelt wurde, erkranken in den letzten Jahren immer mehr junge Erwachsene und sogar Kinder und Jugendliche daran.  Neben der genetischen Veranlagung zählen Übergewicht und Bewegungsmangel zu den Hauptursachen der Krankheit. Die Umstellung der Ernährung und eine ausreichende Bewegung, kann einen Diabetes bereits in Schach halten. Sind diese Therapiemaßnahmen nicht erfolgreich, stehen verschiedene Wirkstoffe, wie Metformin oder Insulin, zur Verfügung.

Eine Alterserscheinung – oder doch nicht?

Es ist häufig jedoch gar nicht so einfach den eigenen Lebensstil zu ändern, denn die Wahrscheinlichkeit an Diabetes zu erkranken ist ungleich in unserer Gesellschaft verteilt. Ein niedriges Einkommen, Arbeitslosigkeit und andere soziale Faktoren, wie ein Wohnort, der weit vom nächsten Supermarkt entfernt ist, erhöhen die Wahrscheinlichkeit an Diabetes zu erkranken.

Frau Abt, die mittlerweile von Ihrer Rente lebt und auch Ihre Katzen zu versorgen hat, sagt: „Es wäre eine große Hilfe, wenn man vielleicht 20-30 Euro mehr hätte. Dann könnte man sich auch mal Biogemüse kaufen.“  Außerdem wünscht Sie sich generell mehr Verständnis von Ihrem Umfeld in Bezug auf die Krankheit:

„Man wird nicht für voll genommen, wenn man sagt „Ich habe Diabetes, geh mal mit dem Kuchen weg, ich darf den nicht essen“, dann kriegt man ein nettes Lächeln und bekommt gesagt: „Das ist altersbedingt, das hat jede:r“

Klinische Forschung und Diabetes

Auf das Forschungspanel ist Frau Abt über das Internet aufmerksam geworden. Sie las eine Anzeige eines anderen Instituts und meldete sich für deren klinische Studie an. Als Sie dann bei uns nach dem Bearbeitungsstand fragte, kam bei einem Gespräch mit einer unserer Study Nurses heraus, dass es sich um zwei verschiedene Institutionen handelte: „Ich ging eigentlich davon aus, dass die ganzen Anzeigen, die ich da gelesen habe, zusammengehören.  Für mich war klar, bundesweit gibt es nur ein einziges Forschungsinstitut. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass es da mehrere gibt.“

Um eine klinische Studie in Deutschland durchzuführen, muss diese zuerst beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte registriert und von diesem bewilligt werden. Darüber hinaus ist ein rechtsverbindliches Votum des Ethik-Rates notwendig. Die klinischen Studien an sich, dürfen jedoch von verschiedenen öffentlichen, deutschen Forschungseinrichtung durchgeführt und, mit vorheriger Genehmigung, beworben werden. Das verdeutlicht, wie wichtig die Arbeit vom Forschungspanel weiterhin ist und wie viel Aufklärungsbedarf noch hinsichtlich klinischer Studien und der Forschungslandschaft in Deutschland besteht.

Frau Abt empfindet die Wichtigkeit für klinische Studien als hoch und würde sich mehr Informationen von Haus- und Fachärzten wünschen:

„Es ist wichtig, dass immer weiter geforscht wird und Studien zielorientiert sind. Und aus meiner Sicht, ich würde mich jederzeit für andere klinische Forschungsprojekte zur Verfügung stellen, weil ich weiß, ich bin jetzt 75 […] gut, ich habe versucht irgendwo Hilfe zu leisten. Vielleicht macht das ganze Leben dann noch Sinn, so zum Abschluss. Das sind so Überlegungen, die ich noch zu der klinischen Forschung hab.“

Haben Sie Interesse an der klinischen Forschung teilzunehmen? Schauen Sie doch mal bei unseren Unsere aktuellen Studien vorbei. Wir sind auch auf Facebook und seit kurzem auch auf Instagram. Dort können Sie nicht nur spannende Nachrichten zum Thema klinische Forschung finden, sondern sich auch mit anderen Patienten und Patientinnen über gesundheitsrelevante Themen austauschen.

 

Quelle: Diabetes mellitus Typ 1 und Typ 2 | BMG (bundesgesundheitsministerium.de)

2 thoughts on “Diabetes: Eine Alterserscheinung oder doch nicht?

  1. Es ist schon schlimm, dass auch mich Diabetes Typ II plagt. Aber sehr schmerzhaft Tag und Nacht ist die dadurch bedingte Erkrankung diabetische Polyneuropathie. Sie ist kaum erforscht und betrifft die Nerven. Es gibt dafür keine absolut wirksamen Medikamente. Die etwas Linderung verschaffen sind für andere Erkrankungen. Ich würde mir wünschen. Dass die Forschung sich damit mehr beschäftigt, denn diese Erkrankung haben inzwischen sehr viele Diabetiker.

    1. Hallo Frau Schmidt,

      Vielen Dank für Ihren Kommentar und Ihre geteilten Einblicke. Da stimmen wir Ihnen zu, es gibt leider noch viel zu wenig Forschung in vielen Bereichen. Wir wünschen Ihnen einen guten Rutsch ins neue Jahr! MfG Forschungspanel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert