Eingeschränkter Zugang zur Forschung für seltene Krankheiten: Daniela, Patientin und Krankenschwester, teilt ihre Erfahrungen

In einem persönlichen Gespräch berichtet uns Daniela von Ihrer Arbeit in der Selbsthilfegruppe, Ihren Erfahrungen in der klinischen Forschung und erklärt, welche Erwartung Sie in Zukunft an die medizinische Forschungslandschaft hat.

Pulmonale Arterielle Hypertonie

Daniela Schiel (54) lebt seit zehn Jahren mit der Diagnose idiopathische, pulmonal, arterielle Hypertonie (IPAH). Neben Ihrem Engagement in der Selbsthilfegruppe PH-Selbsthilfe mit Herz und IQ nimmt sie regelmäßig an klinischen Studien teil.

PAH, Pulmonal Arterielle Hypertonie gehört zu den seltenen Erkrankungen. Sie betrifft die Lungenarterien, die aus diversen Gründen, wie genetisch oder idiopathisch, zuwachsen. Dadurch steigt der Gefäßwiderstand in den Lungenarterien, Stoffwechselprozesse verändern sich und die Gefäße wachsen zu. Im Lungenkreislauf, das Niederdrucksystem des Blutkreislaufs, kommt es zum Lungenhochdruck. Ohne Behandlung ist PAH in zwei bis drei Jahren nach Diagnose tödlich.

Zum Glück wird für dieses Krankheitsbild unter den seltenen Erkrankungen viel geforscht. Bisher gibt es keine Heilung, aber eine symptomatische Behandlung, die die Lebensqualität als auch die Lebensquantität erhöht. Studien sind wertvoll, die Mitglieder der PH-Selbsthilfe mit Herz und IQ sind gerne bereit dazu, wie eine interne Umfrage bestätigt. Jedoch sind körperliche und finanzielle Einschränkungen limitierend, wie weite Wege, körperliche Belastung oder dass nicht jede Fahrt zum Studienzentrum bezahlt wird. Daher wäre es sinnvoll, wenn es auch Studien geben könnte, die ambulant stattfinden, entweder zuhause direkt beim Patienten oder in kleineren heimatnahen PH-Zentren. Das würde die Bereitschaft an Studien teilzunehmen sicher steigern. Sinnvoll dabei auch ein finanzieller Anreiz, die einige forschende Pharmafirmen schon bieten. Studien barrierefreier gestalten, heißt mehr Patientenorientierung.

Unsichtbare Hindernisse bei der Teilnahme an klinischen Studien
Wunsch über dezentrale Studien

Viele PatientInnen, die an Atemwegserkrankungen leiden, sind im Alltag auf eine kontinuierliche, externe Sauerstoffzufuhr angewiesen. Sie bekommen nur schwer Luft, wodurch jegliche körperliche Betätigung sehr anstrengend ist und Anreisen zu Forschungskliniken oft nicht möglich sind. Diese Einschränkung sollte auch bei klinischen Studien berücksichtigt werden. Daniela wünscht sich beispielsweise in diesem Kontext, dass über mögliche hybride Lösungen nachgedacht wird.

„Wir haben uns schon öfter gefragt, ob es denn nicht die Möglichkeit gäbe, aber das kommt sicher drauf an, dass eben Studien auch zu Hause durchgeführt werden, oder auch Teile […], so dass Patienten nicht so oft dahin müssen.“  

Unser Ziel des Forschungspanels ist es, in dieser Debatte sicherzustellen, dass die Stimme der Patienten gehört und repräsentativ wiedergegeben wird. James Lind Care veröffentlicht beispielsweise Berichte (Patient Insight – James Lind (jameslindcare.com) und damit gewähren wir, dass auch zukünftige Studien bestmöglich an die Bedürfnisse der Patienten angepasst werden.

 Transparentere Informationen in der klinischen Forschung

Als weitere Hürde wurden bei dem Gespräch die fehlenden Informationen zu klinischer Forschung deutlich. Einerseits bezüglich des Zugangs, um an einer Studie teilzunehmen und andererseits auch die mangelnde Nachbereitung.  Um von einer Studie zu erfahren, muss der Kontakt meist über einen behandelnden Arzt laufen. Eigene Recherche ist auffällig schwierig, wenn sich der Patient durch das Internet klicken muss und einen Großteil der Information ohne medizinisches Fachwissen nicht deuten kann. (Gesundheit im Internet: 5 Fragen, die man sich stellen sollte – Forschungspanel)

„Es ist manchmal gar nicht herauszufinden, auch selbst wenn man recherchiert.”, erklärt Daniela.

Andere Anlaufstellen neben dem Hausarzt können auch die Krankenkasse sein, Internetseiten wie clinicaltrials.gov, Bürgerbereiche der Webseiten des Bundesministeriums für Arzneimittel und Medizinprodukte oder eine unverbindliche und kostenlose Mitgliedschaft beim Forschungspanel, wobei Sie über zukünftige Teilnahmemöglichkeiten informiert werden.

Auch wenn die Teilnahme an einer Studie erfolgreich war, ist es häufig schwierig an die Ergebnisse heranzukommen. Daniela würde sich wünschen, dass an der klinischen Forschung teilnehmende PatientInnen in Zukunft besser über die Ergebnisse eines Projektes informiert werden:

„Wo stehen Ergebnisse von Studien? […] Warum ist das für Patienten nicht zugänglich?“

Um sich genau diesem Problem zu widmen, wurden bereits einige Initiativen, wie beispielsweise FACILITATE ins Leben gerufen. Sie setzen sich für einen transparenteren Umgang mit den gesammelten Patientendaten in Studien ein.

PAH in der Forschung

Daniela überlegt, ob es bei klinischen Studien wirklich notwendig ist, jedes Mal auf invasive Herzkatheter zurückzugreifen. Diese Überlegung kann manchen Patienten davon abhalten, an Forschungsprojekten teilzunehmen, da solche Eingriffe mit Risiken und Belastungen verbunden sind. PAH-Patienten haben im Vergleich zu anderen seltenen Erkrankungen gewisse Vorteile, da ihre Krankheit als Modell für häufigere Erkrankungen dienen kann. Es gibt vielversprechende Tierversuche mit natürlichen Wirkstoffen wie Braunalgen (Fucoidan). Die Frage, warum solche vielversprechenden Ansätze möglicherweise nicht weiterverfolgt werden, könnte verschiedene Gründe haben, darunter begrenzte finanzielle Anreize. Dabei sollte stets das übergeordnete Ziel im Fokus stehen: die Heilung von PAH, anstatt sich größtenteils auf symptomatische Behandlungen zu konzentrieren.

Zugang zu klinischer Forschung 

Das Gespräch zeigt, dass der Zugang zu klinischen Forschungsprojekten für viele PatientInnen weiterhin beschränkt ist. Insbesondere Patientinnen mit Herz- und Atemwegserkrankungen leiden unter langen Anfahrtswegen und würde von dezentralisierten Studien weitreichend profitieren. Forschungspanel setzt sich kontinuierlich dafür ein, dass neue Konzepte für die klinische Forschung erarbeitet werden und die klinische Forschung in Zukunft barrierefreier gestaltet wird. Auch die Informationsverarbeitung von Daten, die von Patienten während einer Studie gesammelt werden, sollte in Zukunft mehr in den Vordergrund gerückt werden.

Die genannten Probleme waren nur ein kleiner Einblick in die Perspektive einer Patientin. Es gibt unzählige Faktoren, die das Thema rund um das Leben mit einer seltenen Krankheit im Bezug zu klinischer Forschung sehr komplex machen. Wir danken Daniela ganz herzlich für das nette Gespräch!

 

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