„Durch meine COPD-Erkrankung hat sich einfach alles geändert“

2017 wurde bei Susanne Hohmann (57) COPD diagnostiziert, nachdem sie jahrelang unter Kurzatmigkeit gelitten hatte. So erschreckend die Diagnose auch ist, Frau Hohmann beschloss zu handeln. Forschungspanel hat mit ihr darüber gesprochen, was es bedeutet chronisch krank zu sein, wie sie mithilfe einer Selbsthilfegruppe wieder mehr Lebensqualität fand und warum ihr die klinische Forschung Hoffnung gibt.

COPD zu haben bedeutet ein Leben lang durch die Krankheit eingeschränkt zu sein. Die körperlichen Symptome gehen oft mit großen Herausforderungen einher, das eigene Leben zu gestalten und alltägliche Herausforderungen zu meistern.

Das hat nicht selten psychische Auswirkungen auf Betroffene. Studien haben gezeigt, dass viele COPD-Patienten unter Ängsten, Panik und Depressionen leiden. Damit werden sie häufig allein gelassen und nur die wenigsten erhalten die notwendige psychosoziale Unterstützung, die sie brauchen.

„Durch meine COPD-Erkrankung hat sich einfach alles geändert. Am Anfang ging es noch, aber viele Tätigkeiten fallen immer schwerer“, sagt Frau Hohmann.

Das Leben nach der Diagnose COPD mit Emphysem

Frau Hohmann litt bereits seit einigen Jahren an Symptomen wie Atemnot und Husten, bevor sie sich 2017 entschließt zum Facharzt zu gehen. Die Diagnose lautet COPD und Emphysem, eine Erkrankung unter der rund 6,8 Millionen Menschen in Deutschland leiden.

Die Erinnerung an die Diagnosestellung ist für Frau Hohmann jedoch nicht einfach: „Der Arzt sagte zu mir: „Sie haben COPD im Endstadium.“ Für mich heißt COPD Endstudium das dauert nicht mehr lange bis ich die Welt verlasse. Daraufhin ist er aufgestanden und gegangen. Er hat mich sitzen gelassen und die Pfleger:innen meinten dann zu mir: „Sie können jetzt nachhause“. Das war schon heftig. “

Die Diagnose führt zur End-of-Life-Fear

Frau Hohmann fühlt sich nach dem Termin allein gelassen und weiß nicht recht, was sie mit der Diagnose anfangen soll. Ihr fehlen wichtige Informationen, wie sie nun weiter verfahren soll und sie bekommt große Angst, in nächster Zeit an Ihrer Erkrankung zu sterben.

Erst ein Gespräch mit Ihrer Hausärztin bringt etwas Klarheit. Diese nimmt sich Zeit ein ausführliches Gespräch zu führen und klärt über die Diagnose auf. In weiteren Untersuchungen stellt sich heraus, dass verschiedene Therapiemöglichkeiten zur Verfügung stehen, die den Verlauf deutlich verlangsamen können. Ihr wird bewusst, dass sie zwar COPD Stufe IV hat, aber das noch lange nicht die Endstation ist. Vielmehr muss sie ihr Leben mit der Krankheit gestalten.

Die sogenannten End-of-Life-Fear, ist eine Angst, die sich auf das Ende des Lebens beziehen. COPD-Patienten leiden besonders häufig darunter. Dabei scheint weniger der Tod selbst als vielmehr die Art des Sterbens für Patienten mit wiederkehrender Atemnot ein beängstigendes Problem darzustellen. Neben der unmittelbaren Befürchtung, qualvoll zu ersticken geben Patienten auch die Angst vor Schmerzen an. Patienten wünschen sich in dieser Situation Informationen zur Erkrankung, Angaben zum weiteren Verlauf, zum therapeutischen Einfluss, zur eigenen Prognose und insbesondere zur Frage, wie das eigene Sterben aussehen wird (via LIN). Ärzte und Pflegekräfte stehen somit in einer besonderen Verantwortung auf die Ängste von Patienten anzusprechen, einzugehen und gegebenenfalls an psychologische Begleittherapien zu verweisen.
Eine Selbsthilfegruppe verhilft zu mehr Lebensqualität

„Was mir im Endeffekt geholfen hat, sind weder die Ärzte noch das Krankenhaus. Auch Google hat mich noch mehr verwirrt als vorher. Ich bin in eine Selbsthilfegruppe reingegangen und wir unterstützen uns dort gegenseitig“, gibt Frau Hohmann an.

Über Facebook findet Sie Menschen mit der gleichen Diagnose. Online organisieren sie sich als Patientengemeinschaft und tauschen sich über Behandlungsmöglichkeiten, Wissen über die Krankheit und Tipps für den Lebensalltag aus. Seit Beginn der COVID-19 Pandemie absolvieren sie auch gemeinsam Atemübungen, an denen jeder über den Gruppenchat teilnehmen kann.

„Es geht hauptsächlich darum den Alltag mit COPD rumzukriegen, aber nicht alles dreht sich da um die Erkrankung. Da geht es auch viel darum einfach mal zu lachen und einen Tag nicht an die Krankheit zu denken“, gibt Frau Hohmann an.

Was ihr besonders gut gefällt ist, dass sie sich auf Augenniveau mit anderen austauschen kann und sich alle auf eine humorvolle Art nicht so ernst nehmen: „Wir nennen uns die Schnaufis und meinem Emphysem habe ich den Namen Emphysine gegeben – Wenn Sie schon bei mir eingezogen ist, dann kriegt sie auch einen Namen. Manchmal geht sie mir zwar auf den Keks, aber dann sage ich ihr das auch und wenn ich schlecht Luft kriege, dann hat sie schlechte Laune.“

Die Zukunft der klinischen Forschung macht ihr Hoffnung

Über Facebook hat Frau Hohmann auch vom Forschungspanel erfahren. Sie empfindet die klinische Forschung als sehr wichtig und beschreibt, dass sie das das Fortschreiten der Medizin in den letzten Jahren beobachten konnte. Durch die Einstellung mit einem neu zugelassenen Medikament konnte sie auf einmal wieder einige Meter weiterlaufen.

Sie hat sich außerdem bei unserer aktuellen COPD-Studie beworben und sagt über ihren Wunsch zur Studienteilnahme, dass „auch wenn es bei mir jetzt nicht funktioniert, dann hilft es möglicherweise nachfolgenden Generationen“. Eine Teilnahme war ihr zum Schluss aufgrund bestimmter Ausschlusskriterien zwar nicht möglich, dennoch bleibt sie bei uns Mitglied um „an der Forschung nah dran zu sein“ und möchte zukünftige Teilnahme-Möglichkeiten nutzen.

Von der Forschung wünscht sich Frau Hohmann nicht nur verbesserte medikamentöse Therapien, sondern auch kompaktere und tragbare Sauerstoffgeräte. Dadurch wäre es ihr möglich mal wieder längere Zeit nach draußen zu gehen und noch ein Stückchen näher an einem normalen Lebensalltag zu kommen.

 

Quelle: Psychische Auswirkungen einer COPD auf die Lebensqualität. 11.08.2017. Lungenärzte im Netz. Aufgerufen am 13.05.2022 von Psychische Auswirkungen einer COPD auf die Lebensqualität : www.lungenaerzte-im-netz.de

6 thoughts on “„Durch meine COPD-Erkrankung hat sich einfach alles geändert“

  1. Danke für den tollen Bericht. Ich habe mittlerweile aber auch ein Krankenhaus gefunden wo man menschlich behandelt wird und auch auf Ängste eingeht.

    1. Hallo Susanne, es freut uns sehr, dass er Dir gefällt und dass Du ein gutes Krankenhaus gefunden hast. Vielen Dank auch nochmal für das tolle Interview! LG

  2. Ich fand es erschreckend als meine Hausärztin mich abhörte uns sagte, sie höre nichts, die Sprechstundenhilfe meinte:“ ich auch nicht, die Lunge ist kaputt!“ ich war geschockt. Dabei höre ich sie selbst manchmal pfeifen oder man glaubt, dass jemand hinter einem geht der keucht!

    1. Hallo, danke für Ihren Kommentar. Haben Sie schonmal in Erwägung gezogen, in eine Patientengemeinschaft einzutreten? Dort kann man sich mit anderen Betroffenen über Erfahrungen und Erlebnisse austauschen, was zumindest etwas hilft, um mit Erlebten umzugehen. Auf unserer Startseite finden Sie unsere Partnerorganisationenn, die über Ihr Logo verlinkt sind. Wir wünschen Ihnen viel Kraft für die nächste Zeit! MfG Forschungspanel

    1. Hallo, vielen Dank für Ihren Kommentar. Wir würden Ihnen raten einmal bei unseren Partnern, z.B. der Deutschen Emphysemgruppe oder Alpha 1 Deutschland, nachzufragen. Beide Gruppen sind über unsere Startseite verlinkt. Die könnten Sie ggf. weiterleiten. Eine andere Möglichkeit wäre bei Ihrem Facharzt vor Ort oder Ihrer Krankenkasse nachzufragen. Ich hoffe, dass Sie schnellstmöglich etwas passendes finden. MfG Forschungspanel

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